Fotos
der Reise
Vanuatu. Reisebericht (September 2001)
das letzte licht der abenddämmerung erlaubt uns gerade noch, den verschiedenen riffen vor der bucht auszuweichen und den anker zwischen den korallenblöcken in den sand zu setzen. am strand unterdessen löst unser erscheinen leichte hektik aus. manifestiert durch eifrig zu wasser gelassene kanus, rennende kinder und die nach ihnen rufenden mütter.
also nicht, dass ihr denkt, wir leben hier am ende der welt und überhaupt problemfrei! so ist das nicht! sieht vorerst vielleicht so aus, bleiben doch die insulaner in ihren einbäumen in respektvoller distanz, fragen uns nach dem woher und wohin und wie heissen wir und wie viele kinder haben wir und bieten begrüssungsgeschenke an.
die probleme erwachsen aus vorerst völlig einfach anmutendem und durchaus auch logisch erscheinendem ansinnen. ich möchte euch im folgenden unsere probleme in ebenso einfachen wie logischen sätzen erläutern.
der herr im kanu an unserer steuerbordseite nämlich, der wünscht, früchte gegen eine leine zu tauschen, mit hilfe derer, also der zu tauschenden leine, er des nachts seine kuh an einem baum zu befestigen trachtet, auf dass sich diese nicht schlendernderweise im dschungel verdrückt.
wieviele früchte und gemüse ist also eine solche, aus
artgerechtentierschutzgründen mindestens 10m lange leine, wert? da wir jedoch
einerseits im verzehr des angebotenen grünzeugs, in spezieller beachtung des
tropischen klimas und des daher nahen verfalldatums, unter handlungsdruck
stehen, andererseits wir esswaren aber keinesfalls, auch nicht unter dem zwang
der aufrechterhaltung stabiler leinenpreise, in überzähliger zahl anzunehmen
gewillt sind, um sie später einfach wegzuschmeissen, ebenso aber auch die
offerte, 150meter leine gegen andere tauschartikel, wie etwa einem kanu, einem
huhn oder einer kuh, nachhaltig und strickte abzulehnen gezwungen sind, müssen
wir doch beim ersten auf platzprobleme, beim zweiten und dritten zusätzlich auf
die schon erwähnte problematik der artgerechten tierhaltung speziell an bord
der summertale verweisen und darüber hinaus wäre auch der
kuh-gegen-leinen-handel völlig sinnlos, da der besitzer des einen ja auch
gleichzeitig das andere braucht, scheint also vorerst ein tausch, respektive
verkauf der schon wiederholt erwähnten leine auf unüberwindliche
schwierigkeiten zu stossen und somit zu scheitern.
verkompliziert wird die lage dadurch, dass ein einfaches verschenken der euch
mittlerweile bekannten leine als absolut nicht opportun erscheint, nicht nur,
wegen der schon oben diskutierten, dadurch provozierten verheerenden inflationären
tendenzen im vieh- und leinenmarkt, sondern auch, weil wir damit die
diskriminierende geisteshaltung 'weisser-mann-hat-alles-und-der-in-dem-palmblätterhaus-wohnende-und-im-handarbeit-und-ohne-nagel-oder-schraube-gefertigten-kanu-rudernde-insulaner-hat-nichts'
kundtäten, was die lage der uns allenfalls folgenden besucher noch schwieriger
gestalten würde, ist doch schon die verpflichtende ansicht, 'weisser-mann-kann-alles'
ubiquitär, was die dorfbewohner dazu bringt, uns am nächsten tag ein paar
uraltturnschuhe und ein defektes uhrenarmband, mit ebenso nicht mehr funktionsfähigen
uhr daran, im tausch gegen zusätzliche vegetabilien, zur reparatur zu überlassen,
mit dem leicht suggestiven hinweis: we know, you will do your best.
ps: da wir uns eben doch am anderen ende der welt befinden, konnte, anders als im wirklichen leben, eine allseits zufriedenstellende, inflationsneutrale und arbeitsplatz erhaltende lösung der beschriebenen probleme ereicht werden..
kürbisse! sind lange haltbar und lassen sich leicht zu
suppe verarbeiten.
geschehen
am 5.und 6.10.2001
Malekkula, Vanuatu
(ehem. Neue Hebriden)